K4_MAI LING

In der Kubatur des Kabinetts - MAI LING

Do, 27. Jun 2024

19:00 Uhr

@Billboards, ↥Deck or ↧Wanne

Wichtiger Bestandteil des von Mai Ling für das Flucc konzipierten Projektes zum Arbeiten an der Mikrostruktur ist neben der Präsentation von Videos, Texten, Installationen und Workshops zu ihrer integrativen Arbeitsmethode, das gemeinsame Kochen.

Für Mai Ling gestaltet sich das gemeinsame Kochen zu einer inten- siven Reise der Kontemplation durch die alle Sinne erfasst werden. Alle Anwesenden beteiligen sich am Kochen putzen und schneiden Gemüse und Pilze und erzählen sich währenddessen Geschichten über das Kochen oder über Speisen die gemocht oder nicht gemocht werden oder andere Anekdoten. Menschen die bis dato nicht miteinander gesprochen haben, gelangen so in einen kom- munikativen Austausch während das Aroma der Ingredienzien der kochenden Speise dem Raum eine spezielle Duftnote verleihen. Das Kochen gestaltet sich zu einem Akt der Fürsorge, der in einem gemeinsamen Essen mündet und der kollektiven Existenz aller Beteiligten Nahrung gibt.

Kochen und Essen gestalten sich durch die gemeinsamen Gespräche zu einer Verkörperung der so miteinander verflochtenen Vergangenheit, der gegenwärtigen Herzfrequenzen und zukünftiger Wünsche und Hoffnungen. Alle, auch die Passant:innen von der Straße vor dem Flucc sind eingeladen sich an der warmen Mahlzeit zu beteiligen. Eingebettet ist die Aktion in ein multimediales Setting, in dem Video-und Sound- und Textinstallationen die resultierende Reflexion des Kochens begleiten und erweitern.

Mai Lings Kochzeremonie im FLUCC basiert auf dem Projekt Mai Ling „Kocht“, einer Reihe von mündlichen, auditiven und haptischen Performances, die die Entwicklung des asiatischen Essens durch Mobilität beleuchten. Mai Ling experimentiert mit Geselligkeit und lädt die Teilnehmer:innen zu einer tieferen Erkundung des Essens ein - seiner Klebrigkeit, seiner Geschichte und seiner Politik. In- dem es unsere Sehnsüchte nach Komfort und Genuss befriedigt, verwandelt sich das Essen über die bloße Nahrungsaufnahme hi- naus in ein Medium, das sättigt, was durch die Migration verloren gegangen ist. Durch performative Interaktionen mit Lebensmitteln dekonstruiert Mai Ling unterdrückende Strukturen und Stereotypen - solche, die überlagert und reproduziert wurden - als Mittel zum Überleben und zum Protest. Mai Ling entstand als Gruppe aus dem Bedürfnis nach einer kollektiven Plattform, auf der Erfahrungen ge- meinsam artikuliert werden können. Um die vielen beteiligten Stim- men zur Geltung zu bringen, ermöglicht ein im FLUCC installiertes Lesekabinett nicht nur Einsicht in frühere Arbeiten, sondern eröffnet Zugänge zu relevanten Diskursen über Kollektivität sowie diaspori- sche und migrantische Gemeinschaften. Führungen durch die Aus- stellung in mehreren asiatischen Sprachen schaffen Raum für informelle Versammlungen und Gespräche und laden so andere ein, sich der Reise anzuschließen.

Biografien:

Mai Ling ist ein 2019 in Wien gegründetes Künstler*innenkollektiv und ein Verein, der sich dem Dialog über Erfahrungen mit Rassis- mus, Sexismus, Homophobie und Vorurteilen jeglicher Art widmet, insbesondere gegenüber asiatischen FLINT* (Frauen*, Lesben, In- ter*, nicht-binär und Trans*). Verwurzelt in der Solidarität gegen pa- triarchale und rassistische Diskriminierung, bietet die Gruppe einen geschützten Raum und ein wachsendes Netzwerk, um den vielen von solchen Diskriminierungen betroffenen Menschen eine Stimme zu geben und neue Formen der Zusammenarbeit zu fördern. Mai Ling fördert und kontextualisiert zeitgenössische asiatische Kunst und Kultur und setzt eine Vielzahl von künstlerischen und diskursi- ven Formaten ein, wie z. B. Performances, Texte, Videos, Sound, Installationen, Gesprächsreihen, Interventionen und Proteste.

Der Name Mai Ling bezieht sich auf einen gleichnamigen Fernsehsketch des deutschen Komikers Gerhard Polt aus dem Jahr 1979, der sexistische und rassistische Stereotypen und Vorurteile gegen- über asiatischen Frauen* in der deutschsprachigen Gesellschaft aufzeigt. Ausgehend von diesem Werk und unter Berücksichtigung aktueller Themen stellt Mai Ling den westlichen patriarchalischen Blick in Frage und konfrontiert rassistische Fantasien, die immer wieder Stereotypen über „Asien“ reproduzieren und immer noch tief in der Gesellschaft verankert und verinnerlicht sind.

NOT YOUR ORNAMENT at Secession, 15.9. – 12.11.2023; WIEN- WOCHE Closing Performance: Mai Ling Soup Bath, 24 September 2023;An Open Letter to Sina Niemeyer and FREELENS Galerie on her work ”The Many Wives of Mr. _____”, 30 June 2023; #17 Mai Ling Dialogues, Museum of Asian Arts in Nice (FR), 2021, Solo Ex- hibitio, #16 Mai Ling Kocht at kültüř gemma! An Online Gathering Bringing Together Migrant + BIPoC Artists in Vienna, 12-17 March, 2021; #15 Mai Ling x VBKÖ, 8-27 March, 2021, Solo Exhibition; #13 MAI LING x RADIO SLUMBER, 12-14th February 2021

In der Kubatur des Kabinetts - Der Kunstsalon im FLUCC 2024

Das Jahresprogramm 2024 von In der Kubatur des Kabinetts - Der Kunstsalon im FLUCC“ befasst sich unter dem Themenschwerpunkt „Ökologien der Arbeit“ in 7 Projekten mit unseren Beziehungen zur Arbeit, emanzipatorischen Prozessen der Wiederaneignung und Fürsorge sowie damit in Zusammenhang stehenden Existenz und Zeit Bedingungen unserer migrantischen Gesellschaft. Welche neuen Praxen und Vorstellungen können dabei entwickelt werden? Bespielt wird der öffentliche Raum durch urbane Dramaturgien,  durch performative Billboards, trans- und interdisziplinäre Installationen, FLUCC Talks on Callshop Radio, Podiumsdiskussionen, Performances, Sounds, kulinarische Erlebnisse, und durch Workshops für alle, die sich an den Projekten aktiv und partizipativ beteiligen wollen. Wie wichtig ist es, dabei sektorenübergreifende Debatten in Bewegung zu setzen, wie es in unserem Jahresprogramm  „Ökologie der Arbeit“  2024 der Plan ist?