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In der Kubatur des Kabinetts - CRAFT

Do, 05. Dez 2024

19:00 Uhr

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TAGLÖHNER:IN von CRAFT

mit Guadalupe Aldrete, Raphael Reichl und Marco Marcovic

multimediale Installation, Performance

CRAFT ist ein Kunstkollektiv, das seine Reflexion auf die Praxis der Kunst als Beruf und Arbeit konzentriert, ihre kollektive Autor:innenschaft, gesellschaftliche Funktion, die Bedingungen ihrer Arbeiter:innen, ihre Beziehung zu Spiel- oder Freizeitaktivitäten, die Transformation von Materie innerhalb von Arbeitsprozessen, und die konstruierte Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk, Original und Kopie.

TAGELÖHNER:IN

Historisch gesehen wird der:die so genannte Tagelöhner:in mit arbeitslosen Personen oder Migrant:innen in Verbindung gebracht, die aus Verzweiflung dazu getrieben werden, jegliche Art von Arbeit für die Dauer eines Tages anzunehmen, ohne Garantie auf weitere Arbeitstage, zu einem unterdurchschnittlichen Lohn und ohne soziale Absicherung.

Ob aufgrund sozialer Benachteiligung, Migrationsstatus, ethnischer oder geschlechtsspezifischer Diskriminierung hatte der:die Tagelöhner:in keinerlei Arbeitsrechte und blieb von Sozialprogrammen ausgeschlossen. Diese Form der Erwerbstätigkeit gibt es nach wie vor – weltweit. Traditionell holen die Arbeitgeber:innen die Tagelöhner:innen an bestimmten inoffiziellen Punkten ab.

Für das Projekt TAGELÖHNER:IN stellt das Kollektiv CRAFT insgesamt vier künstlerische Positionen in Zusammenarbeit mit drei Künstler:innen als Reflexionen zu dieser Art von Arbeitsmodellen vor, die weit davon entfernt sind zu verschwinden und mit der Zeit legitimiert, modifiziert und aktualisiert wurden. Diese Tätigkeiten werden als Angebote gegen die Arbeitslosigkeit, als Versprechen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und als Zusatzeinkommen präsentiert, das erlaubt über die Runden zu kommen. Die Arbeit erfordert nicht nur beruflichen „Flexibilität“, sondern auch die offene Bereitschaft, jeglichen Job anzunehmen, solange er verfügbar ist.

Beispielsweise sind Mikrojobs ein Phänomen unserer Zeit. Im Minutentakt oder im Akkord werden – teilweise absurde Tätigkeiten ausgeübt, wie das Anklicken von buttons (digitale Schaltflächen) damit die KI (Künstliche Intelligenz) etwas lernt oder dem Identifizieren von Bildern am Computer. Diese Jobs existieren trotz zahlreicher Studien oder Abhandlungen über die Gefahren, die diese Modelle für die Kreativität, dem Selbstwert, die Würde und die Psyche der Arbeitnehmer:innen und der Gesellschaft darstellen. In Lateinamerika zum Beispiel werden ganze Familien (einschließlich Kinder) nach der Anzahl der gefalteten Pizzakartons in PESOS (Cent) bezahlt. Ein Artikel über eine polnische Kleinfamilien wurde vor einigen Jahren veröffentlicht, die für das Aufbereiten unzähliger Spielobjekte von Überraschungseiern ebenso gering bezahlt wurden.

BIOGRAFIEN

Das Kollektiv CRAFT sind Oscar Cueto und Manuela Picallo Gil.

Oscar Cueto (MX/AT) wurde in Mexiko geboren, lebt und arbeitet in Wien. Sein künstlerisches Schaffen setzt sich mit Problemen der Geschichtsschreibung, Erkenntnis und Identität sowie des Gedächtnisses auseinander. Die Umsetzung erfolgt flexibel in verschiedensten Techniken, wie Zeichnung oder performative Installationen, die begehbar, manipulierbar oder bespielbar sind, um die Beteiligung der Öffentlichkeit zu provozieren. Seine Werke wurden in mehreren Ländern ausgestellt und sind Teil verschiedener Sammlungen in Museen, öffentlichen und privaten Kunstinstitutionen. Seit 2017 lädt Cueto Kurator:innen und Künstler:innen nach Österreich ein, um an seinem Nomadenprojekt MUME / Museo Mexicano mitzuwirken.

http://www.oscarcueto.com

Manuela Picallo Gil (AT/ESP) wurde in Österreich geboren, lebt und arbeitet in Wien und im Burgenland. Sie nutzt das Spannungsfeld zwischen Inklusion und Exklusion auf sprachlicher Ebene, um mit multimedialen Objekten, Arbeiten auf Papier und Installationen soziale und eigene Kategorien zu hinterfragen. Als Archäologin ihrer Biografie beschäftigt sie sich mit ihrem Erbe, der Wirkung vergangener Ereignisse in der Gegenwart und greift das Verhältnis von Land und Stadt mit drei Interessensgebieten auf: Arbeit, Glaube und Sprache. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem sensiblen, individuellen und kollektiven Gedächtnis, wobei sie häufig partizipative Aktionen und die Methode der Oral History verwendet. Darüber hinaus bewegen sich ihre Arbeiten im Bereich der geschlechtlichen Diversität und Identität, was Parallelen zum Schwerpunkt „soziale Marginalisierung durch Medien“ führt. Ihre Werke wurden in mehreren europäischen Ländern und in Mexiko ausgestellt. http://manuelapicallogil.com

Guadalupe Aldrete (MX/AT) wurde in Mexiko geboren und ist eine multidisziplinäre Künstlerin lebend in Wien. Im Jahr 2018 schloss sie den Masterstudiengang "Art & Science" an der Universität für angewandte Kunst Wien ab. Ihre Arbeiten wurden international auf mehreren Kunstfestivals und Ausstellungen im Rahmen von Einzel- und Gemeinschaftsprojekten präsentiert. Dazu gehören Residenzen im österreichischen Frauenmuseum Hittisau (2021) und im chinesischen Lushan Art Museum (Sichuan, 2018), sowie Auftragsarbeiten wie für die Eröffnung des kroatischen Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Rijeka MMSU (2018) und eine Performance für PCP in der Science Gallery London (2023). Ihre Einzelausstellungen "Diluidos" (Michaela Stock Gallery; Wien, 2018), "Antes de la Oxitocina" (Mexikanisches Kulturinstitut der mexikanischen Botschaft in Wien, 2020) und "Un Pueblo" (Eindorf Kunstraum, Wien, 2023) umfassten Performances und performativ-gestaltete Kunstwerke (Malerei, Video, Installation und Fotografie).
https://www.guadalupealdrete.com

Raphael Reichl (AT/MX) wurde 1994 in Klosterneuburg geboren, lebt und arbeitet in Wien und Mexiko Stadt. Die künstlerische Praxis von Raphael Reichl thematisiert kultur-philosophische Denkweisen, sowie die Ordnung sozial-politischer Verhältnisse. Dispositive der Macht werden offengelegt und marginalisierte Gesellschaftsgruppen sowie die Missstände, in denen sie leben, mittels Fotografie und Film sichtbar gemacht. Wahrnehmungen zwischen digitalen und analogen Realitäten verbindet Reichl in Form von medienreflexiven und ortsbezogenen Installationen, wobei er sich sowohl einer dokumentarischen wie fiktiven Erzählweise bedient. Seine Filmarbeiten wurden unter anderem im MUMOK, im Filmmuseum Wien, im Leopold Museum und in der Kunsthalle ausgestellt.
https://rpreichl.com

Marko Marković (RS/AT) Marko Marković wurde 1984 geboren und ist ein zeitgenössischer serbischer Bildhauer, dessen abstrakte Skulpturen Ideen rund um Geschichte, Archäologie und Architektur erkunden. Marko Marković hat mit seinen geometrischen und Mixed-Media-Entwürfen eine eigene, einzigartige künstlerische Sprache entwickelt, die gleichzeitig undefinierbar und doch höchst aufschlussreich ist. Er studierte an der Universität der Künste in Belgrad und hatte seitdem Einzelausstellungen in Galerien und Museen in ganz Serbien und Österreich. Markovic hinterfragt Machtstrukturen sowie politische Systeme und reizt gesellschaftliche Tabus aus. In seinen Performances schreckt er auch vor radikalen performativen Statements nicht zurück. Seinen Körper setzt er ein, um Geschichten des offenen Widerstands sowie innerer Konflikte zu erzählen, Geschichten eines emotionell aufgeladenen Kampfes um Macht und Unterwerfung. Die damit verbundene Kunst der Selbstverletzung ist stets auch eine Attacke auf das Publikum. Wenn sich jemand im Namen der Kunst selbst körperlich schadet, sind Opfer und Aggressor eins.